Chiwa - Bogbonli Moschee
Die Bogbonli-Moschee in Chiwa: Ein Meisterwerk islamischer Architektur
In der mittelalterlichen muslimischen Welt war die Bedeutung einer Stadt eng mit ihrer Hauptmoschee, der sogenannten Freitagsmoschee, verknüpft. Diese Dschom’e-Moscheen dienten nicht nur als religiöse Zentren, sondern auch als Symbole für Macht, Wohlstand und kulturelle Blüte. Die Stadtväter wetteiferten darum, monumentale und kunstvolle Gotteshäuser zu errichten, die ihre Städte hervorhoben und ihnen Prestige verliehen.
Die Bogbonli-Moschee befindet sich im südöstlichen Teil von Ichan-Qala, der inneren Festungsstadt von Chiwa, und stellt ein bemerkenswertes Beispiel für die traditionelle islamische Architektur Zentralasiens dar. Laut einer in Versform verfassten Inschrift auf einer Steinplatte am Eingang wurde die Moschee im Jahr 1809 (1224 nach der Hidschra) errichtet. In derselben Inschrift ist der Name des Baumeisters Pahlavan-Kuly vermerkt, der für die architektonische Planung des Gebäudes verantwortlich war. Die kunstvoll geschnitzte Tür der Moschee trägt wiederum den Namen eines weiteren Meisters der Holzschnitzkunst – Ruz Muhammad, Sohn von Adin Muhammad. Dieser hochgeschätzte Kunsthandwerker war auch für die kunstvolle Tür der Ziyarat-Khana des Scheich-Mukhtar-Wali-Mausoleums im Dorf Astana im Bezirk Yangiaryk verantwortlich.
Einer Legende zufolge wurde die Bogbonli-Moschee mit dem Vermögen zweier Brüder errichtet, die als Gärtner tätig waren. Ihre Großzügigkeit machte den Bau dieses bedeutenden religiösen Gebäudes möglich, das seither als Ort des Gebets und der spirituellen Besinnung dient.
Die Moschee weist eine rechteckige Grundstruktur auf, die durch einen offenen Aiwan mit zwei kunstvoll gestalteten Holzsäulen und einen gewölbten Winterraum ergänzt wird. Besonders bemerkenswert sind die geschnitzten Holzsäulen des Aiwan, die ein herausragendes Beispiel traditioneller usbekischer Holzschnitzkunst darstellen. Die filigranen Ornamente der Säulen weisen stilistische Ähnlichkeiten zu den berühmten Holzsäulen der Juma-Moschee von Chiwa auf, einer der bedeutendsten historischen Moscheen Zentralasiens. Diese kunstvollen Verzierungen sind nicht nur dekorativ, sondern spiegeln auch die jahrhundertealte Tradition islamischer Kunst wider, die in der Region eine lange und hochentwickelte Geschichte besitzt.
Die architektonische Gestaltung der Bogbonli-Moschee vereint funktionale und symbolische Elemente. Der offene Aiwan diente in den warmen Monaten als schattiger Ort des Gebets, während der gewölbte Innenraum Schutz vor den rauen Witterungsbedingungen des Winters bot. Diese durchdachte Kombination aus klimatisch angepasster Bauweise und künstlerischer Raffinesse macht die Bogbonli-Moschee zu einem bemerkenswerten Zeugnis der Baukunst des frühen 19. Jahrhunderts in Chiwa.
Heute gehört die Moschee zu den historisch und kulturell wertvollen Bauwerken der Stadt und zieht sowohl Gläubige als auch Touristen an, die die beeindruckende Architektur und die kunstvolle Holzschnitzkunst bewundern. Die Bogbonli-Moschee steht nicht nur als religiöses Denkmal, sondern auch als ein lebendiges Zeugnis der islamischen Bautradition und der handwerklichen Meisterschaft der Region. Sie verkörpert das reiche kulturelle Erbe Chiwas und bleibt ein bedeutender Bestandteil des historischen Ensembles von Ichan-Qala.