Shahrisabz - Kok Gumbaz Moschee
Die Kok-Gumbaz-Moschee in Shahrisabz: Ein Meisterwerk der Timuriden-Architektur
Die Kok-Gumbaz-Moschee in Shahrisabz wurde im Jahr 1435 im Auftrag von Ulugbeks Vater, Schahrukh, errichtet. Diese monumentale Freitagsmoschee wurde auf den Fundamenten eines vormongolischen Gebäudes errichtet, dessen ursprünglicher Grundriss im neuen Bauwerk weitgehend beibehalten wurde. Die Moschee war Teil des architektonischen Ensembles Dorut-Tilovat und befand sich gegenüber dem Mausoleum von Schamsiddin Kulol, einem bedeutenden spirituellen Zentrum der Stadt.
An die Kok-Gumbaz-Moschee schlossen sich einst weitläufige Sommergalerien an, deren Überreste noch heute sichtbar sind. Besonders auffällig sind die massiven Basen der viereckigen Pylone, die einst die großen Bögen trugen und über denen zahlreiche Kuppeln aufgeworfen waren. Trotz ihres Alters sind diese Fundamente erhalten geblieben und zeugen von der einstigen architektonischen Pracht des Bauwerks.
Zwischen den Ensembles Dorus-Saodat und Dorut-Tilovat befand sich eine Nekropole des lokalen Adels und der Geistlichkeit. Inmitten der grünen Gärten von Shahrisabz erhebt sich die majestätische blaue Kuppel der Moschee – Kok Gumbaz, was wörtlich “Blaue Kuppel” bedeutet. Aufgrund ihrer beeindruckenden Größe und zentralen Lage ist sie von fast jedem Punkt der Stadt aus sichtbar und bildet einen unersetzlichen Bestandteil des Stadtpanoramas.
Die Errichtung der Moschee geht auf die Initiative von Mirzo Ulugbek zurück, dem weltberühmten Astronomen, Mathematiker, Gelehrten und Enkel des legendären Amir Temur. Er ließ das Bauwerk zu Ehren seines Vaters Schahrukh errichten. Eine Inschrift am Portal des Haupteingangs bestätigt dies mit den Worten, dass Ulugbek die Kok-Gumbaz-Moschee auf Anweisung seines Vaters erbauen ließ.
Die mächtigen Pylone des Ostportals sind mit kunstvollen Ornamenten versehen. Das Tympanon des Portals weist das für die Epoche Ulugbeks typische Mosaikmotiv des Stern-Girikh auf, das sich durch seine mathematisch präzise Symmetrie auszeichnet. Am Portal selbst befindet sich eine arabische Inschrift, die die Erhabenheit dieses Bauwerks preist: “Diese Dschome-Moschee ist die schönste Moschee an einem hohen Ort; sie hat eine große Kuppel. Diese Kuppel in Shahrisabz gleicht dem blauen Himmel über der grünen Stadt.”
In den Hauptpylonen befinden sich Wendeltreppen, die zum Dach hinaufführen. Diese Treppen ermöglichen den Zugang zu einem kleinen Guldasta-Turm, der an ein Minarett erinnert. Der untere Bereich dieses Turms ist mit feinstem Marmor verkleidet, während der obere Teil von einem Majolikakapitell gekrönt wird. An den Nord- und Südfassaden der Moschee führen offene Gänge ins Innere des Gebäudes, das sich durch seine beeindruckende architektonische Harmonie auszeichnet.
Die Planer der Moschee verfolgten das Ziel, ihre Höhe so weit wie möglich zu maximieren, sodass die Achse des Bauwerks auf einer Linie mit dem Kulol-Mausoleum lag. Diese architektonische Entscheidung verleiht dem gesamten Komplex eine außergewöhnliche Symmetrie und visuelle Balance. Um dieses harmonische Gesamtbild zu gewährleisten, mussten die Architekten sogar die traditionelle Ausrichtung der Moschee modifizieren – eine bewusste Abweichung von der sonst strikten Orientierung auf Mekka.
Die markante blaue Kuppel der Moschee ist mit himmelblauen Keramikfliesen bedeckt, die den wolkenlosen Himmel symbolisieren und die spirituelle Erhabenheit des Bauwerks betonen. Aus der Ferne scheint sie mit dem Himmel zu verschmelzen, wodurch der Eindruck von Leichtigkeit und Schweben entsteht. Rund um den Sockel der Kuppel verläuft ein umlaufendes Band mit kunstvollen Koranversen, die in eleganter kalligrafischer Schrift ausgeführt sind – ein typisches Merkmal der Timuridenzeit. Besonders bedeutsam ist die Inschrift: “Macht und Reichtum gehören Allah. Nur Allah besitzt die Herrschaft.”
Beim Betreten der Moschee wird sofort ihre monumentale Dimension spürbar. Der Innenraum ist quadratisch angelegt, wodurch die Kuppel noch beeindruckender wirkt. Mit einem Durchmesser von 46 Metern ragt sie majestätisch über den Köpfen der Besucher empor. Die Akustik in diesem gewaltigen Raum erzeugt ein faszinierendes Echo, das Stimmen und Geräusche auf geheimnisvolle Weise vervielfacht.
An den Ecken der massiven Wände führen vier Wendeltreppen zu den oberen Ebenen der Moschee sowie zu den Dachräumen. Die Wände im Inneren sind mit einer feinen Schicht aus Ganch verputzt – einer Mischung aus Gips und Lehm, die für ihre außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit bekannt ist. An einigen Stellen sind kunstvolle, handgemalte Ornamente in Blau- und Türkistönen erhalten geblieben, die den Innenraum mit filigranen Mustern schmücken.
Der Mihrab befindet sich in der westlichen Nische der Moschee. Er ist mit kunstvollen Ganch-Stalaktiten verziert, die durch ihre aufwendige Struktur einen besonders feierlichen Eindruck vermitteln. Die gesamte Innenausstattung zeugt von höchster Handwerkskunst und von der ästhetischen Raffinesse, die die Timuriden-Architektur auszeichnete.
Über mehrere Jahrhunderte hinweg war die Kok-Gumbaz-Moschee die Haupt-Dschome-Moschee von Shahrisabz. Östlich der Moschee befand sich zu Zeiten Ulugbeks eine Nekropole, in der Mitglieder des Adels und der Geistlichkeit der Familie Barlas, zu der auch die Timuriden gehörten, beigesetzt wurden. Die Marmorgrabsteine tragen die Namen hochrangiger Kommandeure, die an den Feldzügen von Schahrukh und Ulugbek teilgenommen haben.
Die Kok-Gumbaz-Moschee in Shahrisabz ist eines der imposantesten Zeugnisse der timuridischen Baukunst und ein herausragendes Beispiel für die harmonische Verbindung von religiöser Symbolik, mathematischer Präzision und ästhetischer Eleganz. Ihr majestätisches Erscheinungsbild prägt bis heute das Stadtbild von Shahrisabz und macht sie zu einem der bedeutendsten Baudenkmäler der Region.