Buchara - Imam Kazikhan Mausoleum
Das Mausoleum Imam Kazikhan in Buchara: Legenden, Geschichte und Bedeutung
Das Mausoleum von Imam Kazikhan, auch als Mazar von Imam Kazikhan bekannt, ist ein wichtiger historischer und religiöser Ort in der Stadt Buchara, Usbekistan. In verschiedenen historischen Quellen, wie dem Buch von Mullozoda, wird der vollständige Name des Imams dokumentiert: Imam Hasan bin Mansur bin Mahmud bin Abdu-laziz Margilani. In dieser Quelle wird auch darauf hingewiesen, dass Imam Kazikhan ein bedeutender Richter (Qozi) in Buchara war und mehrere Bücher verfasst hat, die sein geistliches und juristisches Wissen widerspiegeln.
Das Mausoleum von Imam Kazikhan ist nicht nur wegen seiner historischen Bedeutung als Grabstätte bekannt, sondern auch wegen der Legenden und Geschichten, die mit dem Namen des Imams verbunden sind. Eine der bekanntesten Erzählungen über Imam Kazikhan bezieht sich auf ein außergewöhnliches Ereignis während der Invasion von Hulagu Khan in Zentralasien. Diese Legende hat nicht nur den Ruf des Mausoleums gefestigt, sondern auch das historische Gedächtnis der Region geprägt.
Die Legende von Hulagu Khan und dem Jungen
Einer der faszinierendsten Aspekte des Mausoleums von Imam Kazikhan ist die Legende, die sich um einen Jungen dreht, der Hulagu Khan, einem der bedeutendsten Mongolenherrscher des 13. Jahrhunderts, beeindruckte. Die Geschichte beginnt, als Hulagu Khan mit seinen Truppen in Richtung Buchara marschierte. In einer dramatischen Wendung erklärte er, dass er die Stadt zerstören würde, falls er auf die Frage, wer ihn zu den Häuptern von Buchara geführt habe, keine befriedigende Antwort erhalten würde.
Die Bewohner von Buchara baten um eine Frist von vierzig Tagen, um eine Lösung zu finden, doch bis dahin konnten sie keine zufriedenstellende Antwort liefern. Schließlich entschied sich ein Junge, der in einer Maktab (Schule) studierte, dazu, Hulagu Khan zu begegnen und ihm die Frage zu beantworten. Der Junge forderte von den Einwohnern ein Kamel und eine große weiße Ziege, die er auf einer Sänfte (Maofa) zu Hulagu Khan bringen ließ.
Als Hulagu Khan den Jungen vor sich sah, zeigte er sich zunächst verärgert und fragte, ob es niemanden größeren oder weiseren gäbe, der vor ihm erscheinen könne. Der Junge antwortete jedoch mit bemerkenswerter Weisheit und sagte: „Wenn du jemanden brauchst, der groß ist, hier ist ein Kamel. Wenn du jemanden mit einem weißen Bart suchst, hier ist eine Ziege. Aber wenn du eine Antwort willst, hier ist sie: Wer hat dich zu uns gebracht? Es waren unsere schlechten Taten, die dich zu uns führten.“ Diese scharfsinnige Antwort beeindruckte Hulagu Khan zutiefst. Er gab dem Jungen die Erlaubnis, eine Bitte zu äußern, und dieser bat darum, so viel Land zu erhalten, wie das Fell des Kamels tragen konnte.
Der Junge ließ das Kamel schlachten, sein Fell in dünne Stränge schneiden und damit die Stadt umzingeln. An den Stellen, an denen die Stränge lagen, ließ er eine Mauer errichten. Doch es gab einen Fehler: Die Baumeister entnahmen den Lehm für die Mauer von der Stadtseite, was dazu führte, dass die Stadt in einem Tal landete, ohne dass ein Graben zur Verteidigung angelegt wurde. Als der Junge zurückkehrte, war er enttäuscht über seine Entscheidung und sagte, dass die Stadt uneinnehmbar gewesen wäre, wenn man den Lehm von der Außenseite genommen hätte.
Diese Geschichte verleiht dem Mausoleum von Imam Kazikhan nicht nur historische Bedeutung, sondern auch eine tiefe spirituelle Dimension. Der Junge, der zu diesem Zeitpunkt noch keine hohe gesellschaftliche Stellung hatte, erlangte nach diesem Vorfall Heiligkeit und wurde als Imam Kazikhan bekannt. Die Stadt Buchara ehrte ihn als einen weisen und rechtschaffenen Mann, dessen Grab als heilig und heilend galt.
Das Mausoleum und seine Bedeutung
Das Mausoleum von Imam Kazikhan, das sich in Buchara befindet, ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein spirituelles Zentrum. Es wurde in der Folgezeit zu einem bedeutenden Wallfahrtsort. Es wurde erzählt, dass Gläubige, die an den Gräbern von Imam Kazikhan vorbeigingen, vom Pferd abstiegen und zu Fuß weitergingen, um den Respekt für diesen heiligen Ort zu zeigen. Dieser Brauch verdeutlicht die Ehrfurcht und den Respekt, der dem Mazar zuteilwird.
Der Einfluss von Imam Kazikhan und sein Erbe sind nicht nur in den religiösen und kulturellen Traditionen von Buchara zu spüren, sondern auch in der Verbindung der Stadt mit großen historischen Ereignissen wie der Invasion von Hulagu Khan. Es wird gesagt, dass der Imam in seiner Zeit als Richter und Gelehrter vielen Menschen in der Region geholfen hat, und die Tatsache, dass sein Grab als heiliger Ort angesehen wird, zeigt den bleibenden Einfluss seines Lebens und seiner Lehren.
Hulagu Khan und die Mongolische Invasion
Hulagu Khan (1217–1265) war der Enkel von Dschingis Khan und spielte eine zentrale Rolle in der Mongolischen Expansion. Als führender General und Herrscher der Ilkhan-Dynastie führte er im Jahr 1256 eine Reihe von militärischen Feldzügen, bei denen er die Ismaeliten im Iran besiegte und das Abbasiden-Kalifat in Bagdad 1258 zerstörte. In einem weiteren Feldzug besiegte er die Mamluken in Syrien und kämpfte gegen die Goldene Horde.
Im Jahr 1256 proklamierte Hulagu sich selbst zum Herrscher und erkannte nominal die Oberhoheit des Großkhans an. Im Jahr 1261 erhielt er den Titel „Ilkhan“, was so viel wie „Khan des Stammes“ bedeutet. Obwohl er eine der zentralen Figuren in der Mongolischen Expansion war, gibt es Unstimmigkeiten in der Legende von Imam Kazikhan und seinem Treffen mit Hulagu Khan. Das Mausoleum von Imam Kazikhan datiert das Leben des Imams auf 1132–1212, was bedeutet, dass Imam Kazikhan über achtzig Jahre älter war als Hulagu Khan. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Legende eines Treffens zwischen den beiden eine historische Grundlage hat. Es ist jedoch möglich, dass diese Geschichte in einer späteren Zeit zu einer wichtigen Erzählung wurde, um die Bedeutung von Imam Kazikhan und die dramatischen Ereignisse der Mongolischen Invasion in der Region zu verankern.
Das Mausoleum von Imam Kazikhan in Buchara ist nicht nur ein Ort der Verehrung, sondern auch ein Symbol für Weisheit, Mut und spirituelle Tiefe. Die Legenden, die mit diesem heiligen Ort verbunden sind, spiegeln die komplexe Geschichte Zentralasiens wider, in der Religion, Kultur und politische Macht untrennbar miteinander verwoben sind. Der Mazar bleibt ein bedeutendes Wahrzeichen von Buchara und zieht weiterhin Pilger und Touristen an, die mehr über die faszinierende Geschichte dieses mystischen Ortes erfahren möchten.