Buchara - Baland Moschee
Die Baland-Moschee in Buchara: Ein Meisterwerk Zentralasiatischer Baukunst
Die Baland-Moschee in Buchara repräsentiert eindrucksvoll die Innovationskraft der Architektur am Ende der Navoi-Ära und in den ersten Jahrzehnten des Usbekischen Khanats. Ihr Name “Baland”, was “hoch” bedeutet, leitet sich von der erhöhten Lage auf einem massiven Steinfundament ab, das der Moschee eine erhabene und respektgebietende Präsenz verleiht.
Historische Einordnung und Lage
Südlich des Stadtparks und der Kosch-Medrese, verborgen in den verwinkelten Gassen der historischen Wohnviertel von Buchara, liegt diese mehr als fünfhundert Jahre alte Moschee. Die Baland-Moschee diente traditionell als Nachbarschafts-Moschee und war ein Ort der Andacht und Gemeinschaft für die Bewohner des Viertels. Trotz ihrer bescheidenen Größe beeindruckt sie durch ihre raffinierte Bauweise und die reiche Innenausstattung, die ein einzigartiges Beispiel für die Handwerkskunst der Region darstellt.
Architektur und Aufbau
Der älteste Teil des Bauwerks ist ein rechteckiges Wintergebäude, das von einem L-förmigen Säulen-Aivan umschlossen wird, welcher als Sommermoschee dient. Die hölzernen Säulen mit Stalaktiten-Kapitellen, die auf Marmorsockeln ruhen, sowie die kunstvoll verzierte Aivan-Decke wurden im 19. Jahrhundert gefertigt und ersetzten frühere Konstruktionen. Der Aivan, ein offener, von Säulen getragener Vorbau, bietet Schutz vor der Sonne und ist ein zentrales Element der zentralasiatischen Moscheearchitektur.
Die Holzschnitzkunst der Decke
Ein besonderes Highlight der Baland-Moschee ist die abgehängte Decke, die als ein Meisterwerk der Holzschnitzkunst gilt. Sie ist mit geometrischen Ornamenten verziert, und kunstvoll geschnitzte Holzkuppeln verleihen dem Raum eine einzigartige Atmosphäre. Die hölzernen Deckenfelder weisen in der Mitte eine sternförmige Tropfsteinaussparung auf, die das Licht auf beeindruckende Weise bricht und den Raum in ein sanftes Halbdunkel taucht.
Innenraumgestaltung: Kashin-Mosaik und Kundal-Technik
Die kleine innere Halle beherbergt einen reich verzierten Mihrab, der die Gebetsrichtung nach Mekka markiert, sowie eine kunstvoll gearbeitete hölzerne Kanzel, den Minbar. Der Mihrab und die Wandpaneele sind mit fein geschnitztem Kashin-Mosaik in blau-grünen Farbtönen geschmückt. Die Wände der Moschee sind mit mehrfarbigen Malereien in der Kundal-Technik gestaltet, einer aufwendigen Dekorationstechnik, die durch die Verwendung von Vergoldung und floralen Ornamenten den Eindruck von kunstvollen Wandteppichen erweckt.
Arabische Inschriften und Symbolik
Arabische Inschriften in komplizierter Sülüs-Schrift tragen zur spirituellen Atmosphäre des Raumes bei. Diese kalligrafischen Elemente, oft Verse aus dem Koran, sind kunstvoll in die ornamentalen Muster integriert und dienen nicht nur als Dekoration, sondern auch als ständige Erinnerung an den Glauben und die religiösen Werte, die die Moschee repräsentiert.
Proportionsschema und Raumkomposition
Die Komposition der Innenraumgestaltung folgt einem harmonischen Proportionsschema: Unterhalb eines Friesen befindet sich eine Tafel, darüber große und kleine Tafeln, die sich abwechseln und von rechteckigen Rahmen eingefasst sind. Jeder dieser Rahmen ist mit einzigartigen Mosaikmustern gefüllt. Der mittlere Wandbereich wird von einer lanzettförmigen Tafel dominiert, die mit floralen Mustern geschmückt ist. Über dem Rahmen zieht sich ein schmales Inschriftenfeld, das von einer geformten Schnur begrenzt wird – ein Zusammenspiel von Formen und Mustern, das für die Baland-Moschee charakteristisch ist.
Guzar-Moscheen: Ein architektonischer Stil
Das architektonische Konzept der Baland-Moschee spiegelt den Stil der Guzar-Moscheen wider, die in Buchara als Nachbarschafts-Moscheen dienten. Charakteristisch für diesen Stil ist das kubische Volumen mit flacher abgehängter Decke und der Aivan, der von reich geschnitzten Holzsäulen getragen wird. Die künstlerische Pracht konzentriert sich vor allem auf das Innere der Moschee, wo die Dekoration der Decke und der Wände eine unvergleichliche Farbigkeit entfaltet.
Ornamentik und Farbgestaltung
Die hölzernen Deckenfelder sind aufwendig geschnitzt und weisen in der Mitte eine sternförmige Tropfsteinaussparung auf. Die sechseckigen Fliesen der Wandpaneele sind mit ornamentalen Malereien in Gold veredelt, was dem Raum eine besondere Eleganz verleiht. In der Baland-Moschee erreicht die malerische Dekoration der Wände eine außergewöhnliche Brillanz. Ihre unvergleichliche Innenraumgestaltung diente Generationen von Architekten als Vorbild und Inspirationsquelle.
Die Baland-Moschee ist ein bemerkenswertes Beispiel der islamischen Baukunst Zentralasiens, das sowohl durch seine architektonische Raffinesse als auch durch seine reiche Innenausstattung beeindruckt. Noch heute gilt die Baland-Moschee als ein herausragendes Beispiel für die meisterhafte Synthese von Architektur und Dekor in der zentralasiatischen Baukunst und zieht Besucher aus aller Welt an, die die Schönheit dieses historischen Schatzes erleben möchten.