Buchara - Handelspassage Abdulla Khan
Die Handelspassage Abdulla-Khan: Ein Meisterwerk der islamischen Architektur
Im Osten gilt der Handel seit jeher als eine ehrenhafte und angesehene Beschäftigung. In der erhabenen Stadt Buchara waren die Basare ein pulsierendes Zentrum des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens, und die Türen der Kunsthandwerkerläden standen einladend entlang der belebten Straßen offen. Im 16. Jahrhundert erlebte der Handel in Buchara eine neue Blütezeit, als riesige überdachte Handelspassagen errichtet wurden. Eine dieser bemerkenswerten Strukturen ist die Handelspassage Abdulla-Khan, auch bekannt als Tim Abdulla-Khan, die nach ihrem Erbauer, dem Herrscher Abdulla-Khan II. aus der Dynastie der Schaibaniden, benannt wurde. Diese beeindruckende Passage wurde im Jahr 1577 errichtet, um insbesondere Seiden- und Wollwaren zu verkaufen. Sie befindet sich an einer zentralen Marktstraße, die die Kuppelbauten Toki Zargaron und Toki Tilpak-Furushon miteinander verbindet.
Das monumentale Bauwerk mit seinem quadratischen Grundriss und den zahlreichen Kuppeln stellt ein Meisterwerk der islamischen Architektur des Mittelalters dar. Die zentrale Kuppel erhebt sich über einer achteckigen Basis, die durch elegante Lanzettbögen zwischen massiven Pfeilern getragen wird. Eine umlaufende Galerie mit zahlreichen kleinen Kuppeln ruht auf kräftigen Stützen und verleiht der gesamten Struktur eine harmonische Leichtigkeit. Die gewölbten Nischen, die den Hauptraum säumen, dienten als Verkaufsflächen für insgesamt 56 Geschäfte. Alle Bereiche der Passage sind durch ein durchdachtes System von weitläufigen Gewölben miteinander verbunden. Ein in die Haupttrommel der zentralen Kuppel eingeschnittenes Fenster sorgt für eine sanfte Lichtstreuung, die das Innere in ein stimmungsvolles Halbdunkel taucht und so eine besondere Atmosphäre schafft.
Eine bemerkenswerte architektonische Leistung dieser Passage ist das raffinierte System zur Klimaregulierung. Die Gestaltung des Innenraums ermöglicht eine natürliche Luftzirkulation, die in Kombination mit dem gedämpften Licht und der massiven Bauweise eine erfrischende Kühle erzeugt. Dies machte die Passage zu einem angenehmen Zufluchtsort für Händler und Kunden an heißen Sommertagen. Man kann sich leicht die Gefühle der Karawanenreisenden vorstellen, die nach langen, beschwerlichen Reisen durch die weiten Salzsümpfe und endlosen Sanddünen in die schattigen Gewölbe Bucharas eintraten und dort eine wohlverdiente Ruhe fanden.
Die Handelspassage von Abdulla-Khan war insbesondere für den Handel mit Seide bestimmt. Buchara genoss bereits vor der arabischen Eroberung einen legendären Ruf als Seidenhandelszentrum. In der nahegelegenen Siedlung Zandana wurden seidene Musterstoffe gewebt, die als Zandanechi bekannt waren und über die Große Seidenstraße nach Westen exportiert wurden. Im 16. Jahrhundert erlebte die Seidenweberei in Buchara eine neue Blüte mit der Produktion von Samtbakhmal, einem kostbaren Brokatstoff mit komplexen Mustern. Eine der berühmtesten Seidenstoffe Bucharas, der sogenannte Khan-Atlas, wird bis heute nach überlieferten Techniken gefertigt, wobei das Wissen und die Fertigkeiten von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Die erhaltenen Handelsbauten der Stadt stellen heute nur einen Bruchteil der einst dicht bebauten Basarstraßen dar, die im Mittelalter von zahllosen Läden, Werkstätten und Karawansereien gesäumt wurden. Dennoch vermitteln die verbliebenen Bauwerke einen imposanten Eindruck von der einstigen Pracht der orientalischen Handelsmetropole. Inmitten kunstvoller Architektur waren die exotischen Waren aus fernen Ländern selbst eine der eindrucksvollsten Zierden der Basare und zeugten von der wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung Bucharas als einer der strahlendsten Perlen der Seidenstraße.