Buchara - Bahauddin Naqshbandi Komplex
Der Komplex Bahauddin Naqshbandi in Buchara: Ein Heiligtum von historischer Bedeutung
Der Komplex Bahauddin Naqshbandi befindet sich am Rande von Buchara, im Dorf Kasri-Orifon. Dieser historische Denkmalkomplex, der an der Grabstätte des Heiligen Bahauddin Naqshbandi errichtet wurde, hat über die Jahrhunderte hinweg zahlreiche Erweiterungen und Umbauten erfahren, da es als eine ehrenvolle Pflicht der Herrscher von Buchara galt, ihre eigenen Ergänzungen vorzunehmen.
Zum erhaltenen Ensemble von Bahauddins Grabmal gehört eine majestätische Khanaka – eine Wohnstätte der Sufis, die im Jahr 1545 von Khan Abdulaziz errichtet wurde. Eine weitere bedeutende Struktur ist die große Moschee mit zwei Aivans, von denen einer das Minarett überragt. Diese Moschee wurde Mitte des 18. Jahrhunderts im Auftrag der Mutter von Khan Abulfeyz erbaut.
Im 16. Jahrhundert nahm der Komplex die für diese Zeit typische Form an, in der eine Nekropole mit einem Zeremonialgebäude kombiniert wurde. Im Jahr 1544 wurde der Scheich Abdulazizkhan I. in Form eines Bodengewölbes – einer Dakhma mit einem kunstvoll aus Marmor geschnitzten Zaun auf der Oberseite – beigesetzt. Später ließ die Mutter des Herrschers Abulfeyz-khan (1711–1747) aus eigenen Mitteln eine Moschee mit zwei Aivans errichten. Im 19. Jahrhundert ließ der Wesir von Nasrulla-khan, Hakim Kushbegi, eine weitere Moschee innerhalb des Komplexes erbauen.
Ein markantes Wahrzeichen des Komplexes ist das Minarett, das im Jahr 1720 errichtet wurde. Während der Sowjetzeit befand sich dieses Heiligtum in einem Zustand der Verwüstung. Eine weitere Moschee im inneren Bereich des Nekropolenhofes wurde fast ein Jahrhundert später von Hakim Kushbegi errichtet.
Die historische Bedeutung der Straße nach Bahauddin Naqshbandi
Die Errichtung der Straße von Buchara zur heiligen Nekropole ist mit bedeutenden historischen Ereignissen verbunden. Die Biographie der Buchara-Emire berichtet: „Emir Nasrulla-khan Bokhadur war vor dem Tod seines Vaters Kushbegi in der Stadt Karshi.“
Nach dem Tod des Emirs Haydar im Jahr 1826 bestieg Prinz Hussein den Thron von Buchara, regierte jedoch nur vom 6. Oktober bis zum 19. Dezember desselben Jahres, bevor er von seinem Bruder Omar-khan vergiftet wurde. Omar-khan regierte ebenfalls nur für eine kurze Dauer von vier Monaten.
Emir Nasrullah sammelte eine Armee und sicherte sich die Unterstützung von Hakim Kushbegi, um Buchara zurückzuerobern und seinen Brudermörder zu bestrafen. Einige Tage vor seiner Thronbesteigung verließ er seine Armee nahe Faiziabad und besuchte das Grab des Heiligen Bahauddin, wo er schwor: „Wenn ich Emir werde, werde ich eine wöchentliche Hadsch zu Fuß von Buchara zum Grab des heiligen Scheichs machen.“
Am 24. April 1827 bestieg Nasrullah Khan Bokhadur den Thron. Getreu seinem Versprechen unternahm er seine erste Pilgerfahrt zum Mazar von Bahauddin. Zudem befahl er den Bau einer gepflasterten Straße von den Toren Bucharas bis zum heiligen Mazar des Scheichs Bahauddin – ein Vorhaben, das bald darauf realisiert wurde.
Der letzte Emir von Buchara, Sayyid Mir Alimkhan, setzte die Traditionen seiner Vorgänger fort und errichtete in der Nähe der Nekropole mehrere öffentliche Gebäude, darunter ein großes Gästehaus und ein Badehaus.
Religiöse Bedeutung und Pilgerfahrten
Der Komplex Bahauddin Naqshbandi in Buchara entwickelte sich zu einem bedeutenden Pilgerort. Zwei heilige Brunnen sind hier zu finden, und jährlich reisen tausende Pilger, Touristen und muslimische Gläubige zu dieser heiligen Stätte. Eine dreimalige Pilgerfahrt zu diesem Heiligtum entspricht nach Überlieferungen einer Hadsch nach Mekka.
Der Name von Scheich Bahauddin Naqshbandi, dessen voller Name Sayyid Muhammad Bahauddin Naqshbandi ibn Sayyid Jalaliddin lautet, wurde nach dem des Propheten Muhammad als einer der am meisten verehrten Namen dieser Region betrachtet. Die Gläubigen beteten zu ihm mit den Worten „Ya Bahauddini bola gardon“ als Schutzformel gegen Schwierigkeiten. Es wurde geglaubt, dass diese Anrufung half, vor Unreinheiten, Krankheiten und bösen Einflüssen geschützt zu bleiben.
Wer auch immer den Heiligen um Fürsprache bat, erhielt angeblich stets seine Hilfe. Daher zählt das Mausoleum von Bahauddin Naqshbandi zu den wichtigsten Pilgerstätten der muslimischen Welt.
Der Stab der Naqshbandi – Ein mystisches Relikt
Eine der faszinierendsten Attraktionen des Komplexes ist der sogenannte Stab der Naqshbandi. Der Legende nach steckte der Scheich einst seinen Stab in die Erde, woraufhin dieser begann zu wachsen und schließlich zu einem Baum wurde. Pilger legen in die Nischen dieses Baumes Spenden nieder und beten um Segen. Es heißt, dass man unter dem Stab hindurchgehen sollte, nachdem man den Scheich um Fürsprache für eine gute Tat gebeten hat.
Restaurierung und heutige Bedeutung
Nach der Unabhängigkeit Usbekistans wurde der Komplex umfassend restauriert, insbesondere zu Ehren des 675. Geburtstags von Bahauddin Naqshband im Jahr 1993. Die Darvazakhana (Eingangshalle) wurde mit einer hohen Kuppel neu errichtet, während die prachtvoll dekorierten Aivans restauriert wurden. Ein weitläufiger Garten verbindet heute die heilige Grabstätte von Hazrat Bahauddin mit der Grabstätte seiner Mutter zu einer harmonischen Komposition.
Auch die Dakhmai Schohon (Nekropole der Herrscher) wurde wiederhergestellt, in der die Überreste mehrerer Herrscher aus den Dynastien der Temuriden, Schaibaniden, Aschtarkhaniden und Mangyten ruhen.
Der Komplex Bahauddin Naqshbandi bleibt ein Ort tiefgreifender spiritueller Bedeutung und ein architektonisches Juwel, das Zeugnis über die reiche Geschichte Bucharas und Zentralasiens ablegt.