Shahrisabz - Komplex Dorus Saodat
Im Jahre 1380 begann in Shahrisabz gleichzeitig mit dem Bau des Ak-Saray Palastes der Bau von einem weiteren monumentalen Komplex, bekannt als Dorus-Saodat. Vom Dorus-Saodat-Ensemble sind das Dschahongir-Mausoleum und das Grab von Amir Temur, in dem er nie begraben wurde, bis heute erhalten geblieben. Der Grund für die Errichtung des Gedenkkomplexes war ein trauriges Ereignis – 1376 starb unerwartet der älteste Sohn Temurs, Dschahongir, den der Herrscher sehr liebte und der sich als sein Erbe vorbereitete, in seinem zweiundzwanzigsten Lebensjahr. Die Einwohner von Samarkand betrauerten den unerwarteten Tod des Thronfolgers, “der schöne Prinz, der tapfere Soldat, blitzte auf der Erde wie eine Rose”. Der Fürst selbst fiel in eine tiefe Depression.
Der Leichnam von Dschahongir, der in Samarkand gestorben ist, wurde in die Heimat der Vorfahren in Shahrisabz transportiert, wo er auf einem Erbfriedhof im Gebiet des alten Shahrisabz Shahristan begraben wurde. Wahrscheinlich dachte Amir Temur damals daran, hier das Mausoleum für sich und seine Nachkommen zu bauen. Doch erst vier Jahre später, nach Abschluss des Feldzuges nach Choresm, wurde mit dem Bau des Begräbniskomplexes begonnen. Über dem Grab des Fürsten wurde ein Mausoleum errichtet und daran eine Medrese angeschlossen, die zum philosophischen und spirituellen Kern des gesamten Komplexes wurde. Einige Forscher haben den Namen des Komplexes als “Lektionen in Macht” auf Arabisch interpretiert. Laut dem arabischen Historiker Malikho hat die Medrese nicht überlebt. Sie wurde im 17. Jahrhundert auf Anweisung von Abdullakhan zerstört.
Archäologische Ausgrabungen auf dem Gelände des Dorus-Saodat-Komplexes ergaben, dass Ziyaratkhona – eine Gedenkhalle – von Osten her an das Mausoleum Dschahongirs angrenzte. Südlich des Mausoleums wurde die Portalnische der Medrese mit einer Spannweite zwischen den Widerlagern von mehr als 20 Metern gefunden. Vom Portal aus führte ein Korridor in den Hof der Medrese mit den Mauerresten der Hudschras. Zum Hof hin standen tiefe, mit Sufas ausgestattete Aiwans. Die Steinplatten, die Nischen von Aiwans und ein Portal pflasterten, sind erhalten geblieben. Die Medrese Dorus-Saodat war ursprünglich nicht für die Ausbildung, sondern für kultisch-memoriale Funktionen gedacht. Die Grundstücke, Gutshöfe und blühenden Gärten wurden dem Waqf der Medrese zugewiesen, dessen Einnahmen zum Erhalt des Grabmals der Dynastie verwendet wurden. Laut Ruy González de Clavijo waren die Medrese und das Mausoleum von Dschahongir reich mit Gold, Azur und Fliesen verziert. Hier ist auch der Garten mit Wasserbecken angelegt worden. Im Jahr 1394 wurde während der Belagerung einer kurdischen Festung im Iran der zweite Sohn von Amir Temur, der neunundzwanzigjährige Umarscheich, getötet. Sein Leichnam wurde ebenfalls nach Shahrisabz gebracht und in Dorus-Saodat beigesetzt. Jeden Tag wurden auf Temurs Befehl zwanzig gekochte Hammel in die Medrese gebracht, um der Seelen seiner Söhne zu gedenken, die dort begraben waren.
Amir Temur hat angeordnet, ein Grabmal für sich selbst zu bauen, jedoch ist es unvollendet geblieben. Im Jahre 1404 hat er es besichtigt und blieb unzufrieden, indem er sagte, dass der Eingang in ihm niedrig ist und befahl, ihn zu ändern. Das für Amir Temur vorgesehene Mausoleum wurde nicht erhalten, aber durch historische Dokumente und als Ergebnis archäologischer Forschungen auf dem Gebiet des Dorus-Saodat-Komplexes wurde das Grab von Amir Temur gefunden. Es ist eines der bemerkenswertesten, majestätischsten und prächtigsten Gebäude der Epoche von Amir Temur. Nach Beschreibungen von Zeitgenossen stand der funkelnde Luxus der oberirdischen Räumlichkeiten der Ziyaratkhona der Askese der unterirdischen Krypta gegenüber. Nachdem man die steile Treppe von der Südseite des Grabes hinuntergegangen ist, befindet man sich in einem kleinen, weniger als 40 Quadratmeter großen Raum. Die Wände, Böden, die Kuppel und die sie tragenden Bögen sind aus hellgrauen Marmorkalksteinblöcken gefertigt. In der Mitte befindet sich ein in den Boden eingelassener Marmorsarkophag, bedeckt mit einer riesigen monolithischen Marmorplatte von 11 Zentimetern Dicke mit fünf Eisenringen an den Ecken und in der Mitte. An den Wänden in Gewölben und Medaillons befinden sich die Suren aus dem Koran und Inschriften in Sülüs Handschrift, die lauten: “Die Herrschaft gehört Allah. Nur Allah ist ewig”, “Das Gute liegt in Allahs Hand und Er ist mächtig in allen Dingen”. Das Schicksal entschied nach eigenem Ermessen und die Grabstätte von Sahibkiran wurde Gur-Emir in Samarkand.
Der Dorus-Saodat-Komplex ist eines der romantischsten und geheimnisvollsten architektonischen Ensembles in Shahrisabz.